How to: Premium Look und Sound in Video Calls

René Porth
6 min readOct 8, 2021

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Photo by visuals on Unsplash

Seit knapp anderthalb Jahren findet der Löwenanteil meiner Meetings online statt — über Tool wie Zoom, Webex, Teams, Skype oder Discord. Bei internen Terminen ist die Bild- und Tonqualität eigentlich erst dann ein Thema, wenn ein:e Teilnehmer:in massive technische Probleme hat.

In der Außendarstellung war es mir schnell wichtig, nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell zu überzeugen. Als Repräsentant einer Digitalagentur und auch in meiner Rolle als strategischer Berater verkaufe ich nunmal auch mich selbst, vor Ort mit angemessener Kleidung und gepflegtem Erscheinungsbild, in Video Calls mit der Qualität meiner Übertragung und meinem Hintergrund.

In diesem Artikel gebe ich euch Tipps, wie ihr im Rahmen eures Budgets für euch beste Ergebnis erzielen könnt.

Disclaimer: Bei den Produktlinks handelt es sich um sogenannte Ref-Links. Kaufst du ein Produkt über einen dieser Links, erhalte ich eine kleine Provision von Amazon. Dich kostet das keinen Cent extra und du belohnst mich damit für die Kaufberatung in diesem Artikel.

Ich wünsche außerdem viel Spaß mit den Fotos!

Die Ausgangssituation

Das Notebook mit integrierter Webcam steht vor mir auf dem Schreibtisch. Eine völlig unvorteilhafte Perspektive, ich nenne sie die Doppelkinn-Cam. Perspektivisch blicke ich auf die anderen Meeting-Teilnehmer herab. Das kann unsympathisch wirken. Selbst bei viel Licht im Raum körnt das Bild und ist tendenziell blaustichig.

Hack #1: Beleuchtung

Mit zwei Licht-Paneelen, rechts und links von mir aufgestellt, sorge ich für eine bessere Beleuchtung von vorne. Dadurch sehe ich natürlicher aus und die Körnung im Bild wird leicht reduziert. Dieser Effekt kann durch einfache, evtl. schon vorhandene Tisch- oder Stehlampen erzielt werden, professionelle Paneele bieten die Möglichkeit, die Helligkeit, verschiedene Farbtemperaturen oder sogar bunte Farben einzustellen.

Die Budgetlösung: Tischlampen ab ca. 12€
Die pragmatische Lösung: Raleno LED Videoleuchte, ca. 60€/Stk
Die Profilösung: Elgato Keylight mit App zum Einstellen, ca. 200€/Stk.

Hack #2: Kameraperspektive

Mit einem Laptop-Ständer bringe ich die Webcam und damit die anderen Teilnehmer mehr auf Augenhöhe. Wenn ich nicht so grimmig gucke, wirke ich so gleich etwas sympathischer. Außerdem gibt es nun mehr zu sehen, beispielsweise die bewusst im Hintergrund platzierten Pflanzen.

Die Budget-Lösung: Ein Stapel Bücher
Die pragmatische Lösung: Beispielprodukt, 30€

Hack #3: Kamera

Es wird die wenigsten überraschen: Mit den in Notebooks verbauten Webcams kommt man nicht allzu weit. Auch die typischen USB-Webcams kann ich nur begrenzt empfehlen. Im Bereich bis 100€ präsentieren viele Webcams ein blaustichiges, überkontrastiertes Bild, das nur unwesentlich besser ist, als das der verbauten Webcam. Die Logitech C920 ist durchaus brauchbar, eine klare Kaufempfehlung möchte ich trotzdem nicht aussprechen.

Begeistert bin ich jedoch von der neuen Elgato Facecam. 200€ fühlen sich nach viel Geld für eine Webcam an, dafür schlägt sie aber auch alle anderen Webcams, die ich bisher “gesehen” habe um Längen. Mein ganz klarer Tipp für den flexiblen, mobilen Einsatz.

Darf es noch etwas professioneller sein? Wir können hier von Youtube lernen. Dort kommen oft DSLR- oder APS-C-Kameras zum Einsatz, die der eine oder andere Leser eventuell schon für Familienfotos besitzt. In meinem Fall ist es eine Sony Alpha A6400 mit einer 30mm Festbrennweite von Sigma. Jede Kamera, die über einen “cleanen” HDMI-Ausgang verfügt, d.h. nur das Kamerabild ohne Menüelemente ausgibt, kann mit einer einfachen Capture Card für ca. 10€ zur Premium-Webcam gemacht werden. Soll die Kamera extra für Videokonferenzen angeschafft werden, ist das ein teures Vergnügen.
Neben meinem gekünstelten Lächeln fällt sofort der leicht verschwommene Hintergrund auf. So liegt der Fokus ganz klar auf mir, der Hindergrund wird durch die Unschärfe weniger ablenkend.

Die Budget-Lösung: Licht und Perspektive optimieren
Die pragmatische Lösung: Elgato Facecam, ca. 200€
Die Profi-Lösung: Sony Alpha A6400, ca. 1000€ + HDMI-Kabel + Capture Card

Hack #4: Licht

Neben den Lichtpaneelen zur Ausleuchtung von Vorne kommen bei mir im Hintergrund zwei farbige Lampen zum Einsatz. Dort kann ich entweder Farben fest einstellen, oder einen sanften Farbwechsel durchlaufen lassen.
So bekommt das Bild zusätzliche Tiefe und etwas mehr Abwechslung.

Oft hierfür im Einsatz: Hue Ambiance Play Bar, 50€

Hack #5: Headset

Der Ton ist in Video Calls mindestens so wichtig, wie das Bild, denn ich möchte gut verstanden werden und die anderen Teilnehmer:innen möglichst gut verstehen. Ich habe daher zunächst auf Overear-Kopfhörer mit Velours-Polsterung mit Headset gesetzt. Wer bereits einen Kopfhörer mit Klinke-Eingang besitzt, kann kostengünstig zum hochwertigen Headset upgraden, ich habe auch mit (besseren) Gaming-Headsets gute Erfahrungen gemacht: Wenn ein Headset für stundenlanges Zocken geeignet ist, lässt sich damit auch problemlos ein zweistündiges Zoom-Meeting bestreiten.

Die Budget-Lösung: vorhandene Bluetooth-Kopfhörer
Die pragmatische Lösung: bspw. Xbox Headset, 44€
Die Profi-Lösung: Beyerdynamic Team Tygr Bundle, ca. 280€, siehe nächster Tipp

Hack #6: USB-Mikrofon

Auch hier können wir von Youtube lernen. Von der Anschaffung eines USB-Mikrofons profitieren vermeintlich nur die anderen Teilnehmer:innen. Aber wenn deine Tonübertragung hochwertiger ist, als bei anderen Teilnehmer:innen, wird man dir deutlich lieber zuhören. Und du wirkst professioneller. Ich rate aus eigener Erfahrung dringlich zu einem USB-Mikrofon. Natürlich lassen sich hochwertige XLR-Mikrofone über Audio-Interfaces am PC nutzen, allerdings unterstützen die wenigsten Videokonferenzdienste Interfaces mit mehr als einem Eingang.

Wegen meines Musiker-Hobbys besitze ich durchaus hochwertige Audio-Hardware, es ist jedoch nur über Umwege möglich, diese beispielsweise in Microsoft Teams zu nutzen. Da ich mich gerade bei externen Terminen auf meine Hardware verlassen muss, nutze ich das Shure MV7: Mit 250€ ist es nicht unbedingt günstig, besticht aber für mich dadurch, dass ich es am PC via USB und für Musikaufnahmen im Proberaum via XLR anschließen kann.

Die Budget-Lösung: Shure MV5C, ca. 100€
Die pragmatische Lösung: Beyerdynamic Fox, ca. 150€
(bzw. das Team Tygr Bundle aus dem Tipp eins drüber, bestehend aus Kopfhörer und Mikrofon)
Die Profi-Lösung: Shure MV7, ca. 250€

Und was soll ich jetzt kaufen?

Vielleicht erschlägt dich die Auswahl ein wenig. Sofern du ein begrenztes Budget hast und eine pragmatische Lösung suchst, ist die Sache für mich ziemlich eindeutig:

Die Elgato Facecam kombiniert mit dem Shure MV5C bieten einen deutlichen Qualitätszuwachs für ca. 300€, ein Bluetooth-Kopfhörer ist oft schon vorhanden und zwei Tischlampen finden sich schnell. Schon bist du absolut sehenswert in Szene gesetzt. Alles weitere kann bei Bedarf optimiert werden.

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René Porth

38, strategy consultant, AI expert, tech enthusiast, diy musician and proud father